Frauen helfen Frauen Filder e.V.
Beratungs- und Interventionsstelle und Frauen- und Kinderschutzhaus
Zusammenfassung der Besonderheiten
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in der Beratungs- und Interven-
tionsstelle im Jahr 2020
Was für ein Jahr!
Ein Jahr voller Anstrengung, Ungewissheit
und Unplanbarkeit. Dinge, die Sie sicherlich
nicht zum ersten Mal lesen und die Sie selbst
erfahren haben. Doch was uns herausfordert,
trifft in besonderem Maße auf die Frauen zu,
welche zu uns in Beratung kommen. Anstrengung,
Ungewissheit und Unplanbarkeit sind
vor allem Dinge, die Frauen länger in einer
Gewaltbeziehung verharren lassen. Existenzängste
nehmen zu und die allgemeine Verunsicherung
lassen die bekannte Situation sicherer
erscheinen. Dass die Situation leider
nicht sicherer ist, erfahren wir in unserer täglichen
Arbeit.
Lockdown 1: Deutschland steht still. Und mit
ihm auch viele Unterstützungseinrichtungen.
Die Arbeit geht zwar hinter verschlossenen
Türen weiter, aber viele Angebote sind nur
noch schwer zu erreichen. Ein persönliches
Vorbeigehen ist nicht möglich. Viele Frauenhäuser
nehmen erst einmal niemanden auf,
wegen den Kontaktsperren gibt es keine
Fluchtmöglichkeit zu Freund*innen und Familie.
Ein Ausweg schier unmöglich. Der
Druck wird durch Homeoffice und Homeschooling
größer, viele Männer sind permanent
zuhause, die Frauen finden kaum Freiräume
für eine Beratung. Das merken wir in
unserer Arbeit. Wir haben in dieser Zeit nur
wenige Erstkontakte zu Frauen. Das heißt, es
meldeten sich wenig neue Frauen bei uns.
Gleichzeitig stellten wir fest, dass die Frauen,
zu denen der Kontakt bereits vor dem Lockdown
bestand, durch die beschriebenen Auswirkungen
der Pandemie auf den Alltag einen
hohen Unterstützungsbedarf hatten. Das 2.
Quartal war der Zeitraum mit den meisten
Beratungskontakten 2020.
Nach dem Lockdown hatten wir neben dem
intensiven Beratungskontakt auch wieder
vermehrt Neu-Anfragen. Auf das ganze Jahr
gesehen haben zwar die Interventionsstellen-
Fälle, die wir über Polizei und das Ordnungsamt
vermittelt bekommen, abgenommen.
Die Beratungsstellen-Fälle, bei denen sich die
Frauen selbst bei uns melden, sind jedoch
stark angestiegen. So haben wir zusammengerechnet
bei Beratungs- und Interventionsstelle
einen Zuwachs der Anfragen um 35%
verzeichnen können.
In der ersten Lockdown-Phase stellten auch
wir unsere Arbeit in den digitalen Bereich um,
berieten überwiegend telefonisch und nutzten
bei Bedarf statt persönlich anwesenden,
Telefon-Dolmetscherinnen. Ab Mai konnten
wir den Frauen jedoch auch wieder eine persönliche
Beratung unter Einhaltung der Hygieneregeln
anbieten. Eine Plexiglasscheibe
und ein Luftfilter vermindern dabei zusätzlich
das Infektionsrisiko. Eine große Erleichterung
für viele Frauen, da ein heimlicher telefonischer
Kontakt während der Lockdown Zeit
schwer umzusetzen war.
Obwohl wir unsere Arbeit schnell umstellen
konnten und durchgehend für die Frauen erreichbar
waren, gab es auch einige Angebote,
die Corona-bedingt nicht durchgeführt werden
konnten. So konnten wir keine Hausbesuche
nach Wohnungsverweisen anbieten,
Präventionsangebote und Schulungen konnten
nicht stattfinden und unser geplantes
Gruppenangebot zur Stärkung von Frauen