Frauen helfen Frauen Filder e.V.
Beratungs- und Interventionsstelle und Frauen- und Kinderschutzhaus
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Zusammenfassung der Besonderheiten
im Frauen- und Kinderschutzhaus
im Jahr 2020
Das Frauen- und Kinderschutzhaus bietet
Platz für sechs Frauen mit bis zu acht Kindern,
also maximal für 14 Personen.
Im Jahr 2020 haben die drei sozialpädagogischen
Mitarbeiterinnen und eine Jahrespraktikantin
sechs Frauen und acht Kindern neu
aufgenommen; insgesamt wurden 12 Frauen
und 15 Kinder, also 27 Personen betreut.
Die Auslastung lag bei 75%.
Zum ersten Mal seit neun Jahren lag die Belegung
unter 80%. Dies lässt sich zum einen auf
den zunächst empfohlenen Aufnahmestopp
zu Beginn der Coronapandemie zurückführen,
aber auch auf die Aufnahme einer Frau,
die ihre Kinder bei der Flucht nicht hatte mitnehmen
können. Ihr war es aber äußerst
wichtig, ihre Kinder später noch zu sich holen
zu können. So hielten wir das Zimmer frei, bis
eine Entscheidung durch das Gericht getroffen
wurde. Daraus resultierten allerdings
große finanzielle Einbußen für uns.
Andererseits wäre es der Mutter sonst nicht
möglich gewesen, ihre Kinder wenigstens am
Wochenende zu sehen, geschweige denn sie
später ganz zu sich zu holen.
Aufgrund der hochstrittigen Familienverhältnisse
konnte die Mutter die Übergaben zunächst
auch nicht alleine bewältigen und benötigte
unsere Unterstützung. Wir begleiteten
sie beim Abholen und Zurückbringen der
Kinder, um die Sicherheit für alle zu gewährleisten.
Dies war ein enormer Zeitaufwand für uns
und zudem erhöhten die wöchentlichen Besuche
der Kinder die Gefahr einer Ansteckung
an Covid 19 für das ganze Haus. Für uns galt
es abzuwägen, was wichtiger war: Der Schutz
vor Ansteckung für alle anderen Bewohner*
innen oder der Mutter unsere Unterstützung
anzubieten, damit sie ihre Kinder nicht
verlieren würde.
Die Coronapandemie war auch für uns das
zentrale Thema im Jahr 2020 und stellte uns
vor zahlreiche Herausforderungen.
Es wurde offensichtlich, dass sich die familiäre
Situation während des Lockdowns in vielen
Haushalten weiter zu spitzte. Die Frauen,
die wir in dieser Zeit aufnahmen, berichteten
uns von dramatischen und nicht aushaltbaren
Zuständen. Hinter den verschlossenen Türen
eskalierte die Gewalt.
Dennoch ging die Zahl der Anfragen zunächst
zurück. Die Frauen zögerten, Hilfe zu suchen.
Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt,
wie schwierig es ist, um Hilfe zu rufen,
wenn der Ehemann wegen des Lockdowns zu
Hause ist und Anrufe verhindert. Und auch
die Flucht aus der Wohnung mit allen Kindern
ist unter den Argusaugen des Mannes nahezu
unmöglich. Trotz dieser Schwierigkeiten waren
Frauen und Kinder weiterhin auf der Suche
nach Schutz und Sicherheit. Die Bundesregierung
erkannte das Problem und erklärte
die Arbeit der Frauenhäuser als systemrelevant.
Somit war klar, dass nach dem Aufnahmestopp
von vier Wochen auf jeden Fall wiederaufgenommen
werden musste, wir aber
gleichzeitig coronafrei bleiben sollten.
Dabei wurde deutlich, dass Homeoffice in der
Frauenhausarbeit nur sehr eingeschränkt
möglich ist. Schutzsuchende können nicht
aus der Ferne aufgenommen werden und benötigen
direkte persönliche Beratung und
Unterstützung in ihrer Krisensituation. Eine
ausschließlich telefonische Beratung ist
schlicht nicht umsetzbar. Da es auch nicht