Frauen helfen Frauen Filder e.V.
Beratungs- und Interventionsstelle und Frauen- und Kinderschutzhaus
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Die Kinder im Haus waren altersmäßig ausgeglichen
verteilt. Es lebten Kleinkinder, Schulkinder
und auch Jugendliche im Haus.
Die größte Herausforderung hinsichtlich der
Kleinkinder war der enorme Mangel an Kindergartenplätzen.
Im Gegensatz zu früheren
Jahren war es praktisch unmöglich zeitnah einen
Platz zu bekommen. Das bedeutete für
uns, dass wir die Kinder im Haus betreuen
mussten und hierfür wesentlich mehr Arbeitszeit
benötigten. Dankenswerterweise
gelang es uns eine befristete Aufstockung zu
ermöglichen.
Bei den Schulkindern waren wir dieses Jahr
häufig mit Hausaufgaben, der Vorbereitung
auf Klassenarbeiten und Präsentationen gefordert.
Belohnt wurden die Kinder mit guten
Noten, die sie uns stolz präsentierten.
Da wir mit den Kindern viel Zeit im Kinderzimmer
verbringen, entschlossen wir uns zu einer
Umgestaltung. Nach 19 Jahren war dies
auch notwendig. Wir ließen einen neuen Boden
verlegen, strichen es in einer fröhlichen
Farbe und ersetzten Möbel.
Seit mehreren Jahren kommen zwei ehrenamtliche
Frauen regelmäßig in unser Haus,
die uns zusätzlich bei der Kinderbetreuung
unterstützen oder auch sonst tatkräftig mit
anpacken. Die Kinder freuen sich immer riesig
und genießen die Zeit in vollen Zügen. Auch
wir Mitarbeiterinnen sind dankbar für ihr unerschütterliches
Engagement, ihre Zuverlässigkeit
und ihre Großzügigkeit.
Nicht nur die Kinder sollen eine kleine Auszeit
vom Alltag bekommen, sondern auch die
Frauen. Deshalb kommt seit vielen Jahre eine
Kunsttherapeutin zu uns ins Haus. Viele
Frauen nahmen das Angebot dankend wahr
und genossen die Stunden, in den sie sich kreativ
betätigen konnten.
Ein besonderes Highlight war unsere diesjährige
Sommerfreizeit. Für drei Tage ging es auf
einen Hof in Richtung Bodensee. Es ist für uns
immer wieder etwas Besonderes, den Frauen
und Kindern durch Spendengelder diese
kleine Erholung ermöglichen zu können. Die
Frauen und Kinder konnten abschalten, entspannen
und ihre Sorgen für kurze Zeit vergessen
und neue Kraft für die Zukunft sammeln.
Von den zehn Frauen, die wir im Jahre 2019
betreuten, lebten acht Frauen von ALG II.
Drei von ihnen mussten dies erstmalig beantragen,
da sie ihre Arbeit nach dem Umzug ins
Frauenhaus aufgrund der Entfernung oder
der Gefährdungslage aufgeben mussten.
Ihnen fiel es sehr schwer nun Leistungen vom
Staat zu bekommen und ihren Lebensunterhalt
zunächst nicht mehr eigenständig bestreiten
zu können. Ziel aller Frauen war es,
finanziell unabhängig zu werden. Wir unterstützten
sie dabei in Zusammenarbeit mit
dem Jobcenter.
Die durchschnittliche Verweildauer lag, wie in
den Jahren zuvor, bei ca. 11 Monaten. Dies
lässt sich auch auf die Tatsache zurückführen,
dass es in der Umgebung kaum bezahlbaren
Wohnraum gibt. Leider hat sich die Situation
auf dem Wohnungsmarkt nicht verbessert.
Der lange Aufenthalt im Frauenhaus hat jedoch
auch Vorteile. Wir haben mehr Zeit die
Frauen zu stabilisieren, können sie intensiver
auf ein selbstständiges Leben vorbereiten
und gemeinsam Zukunftsperspektiven erarbeiten.
Wie wichtig dies sein kann zeigt sich darin,
dass keine Bewohnerin in das gewaltgeprägte
Umfeld zurückkehrte. Drei von vier Frauen
zogen in eine eigene Wohnung und eine Frau
wechselte in ein anderes Frauenhaus.