Frauen helfen Frauen Filder e.V.
Beratungs- und Interventionsstelle und Frauen- und Kinderschutzhaus
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Nach Auszügen mit langer Verweildauer müssen
die Zimmer oft gestrichen und grundgereinigt
werden, somit ist meist ein zeitnaher
Neueinzug nicht machbar.
In unserer Statistik ist die immer längere Verweildauer
der Bewohnerinnen auffallend. So
lebten sie im Schnitt elf Monate in unserem
Frauen- und Kinderschutzhaus, im Jahr 2016
lag der Durchschnitt noch bei fünf bis sechs
Monaten. Dieser allgemeine Trend ist leider
auch auf die angespannte Wohnungssituation
zurückzuführen. Immer noch gibt es viel
zu wenig bezahlbaren Wohnraum und die
Unterstützung bei der Wohnungssuche nahm
auch bei uns Mitarbeiterinnen viel Zeit in Anspruch.
Andererseits konnten wir auch feststellen,
dass Frauen, die länger bei uns blieben, mehr
Sicherheit, Selbstbewusstsein und auch Selbständigkeit
gewonnen hatten. Sie wussten
genauer, wie sie ihre Zukunft gestalten wollten
und konnten sich durch die intensive Beratung
und das geschützte Leben in der Gemeinschaft
besser darauf vorbereiten. Sie
trauten sich dadurch erst ein eigenständiges
und gewaltfreies Leben zu.
Erkennen konnten wir das auch daran, dass
im Jahr 2017 keine einzige Frau zum Gefährder
zurückgegangen war.
Seit Jahren lag der Anteil deutscher Bewohnerinnen
im Verhältnis zu Frauen aus anderen
Ländern bei etwa 50 %.
In diesem Jahr hatte ungewöhnlicher Weise
keine Bewohnerin die deutsche Staatsbürgerschaft.
Vermutlich war das ein Zufall, denn
Anfang 2018 kam wieder eine deutsche Bewohnerin.
Dennoch konnten wir auch feststellen,
dass der Anteil geflüchteter Frauen
sehr zugenommen hatte. Diese Bewohnerinnen
waren sehr jung und hatten oft kleine
Kinder. Voraussetzung für das Leben bei uns
im Haus ist, dass eine selbständige Lebensführung
gegeben sein sollte. Bei den sehr jungen,
geflüchteten und gleichzeitig hoch bedrohten
Frauen, war dies jedoch nicht immer
gegeben. Hinzu kam, dass diese Frauen aus
ihrer Herkunftsfamilie ausgeschlossen waren
und wir Mitarbeiterinnen zu ihren einzigen
Bezugspersonen wurden. Für uns entstand
dadurch ein besonders großer Betreuungsaufwand,
beispielsweise bei der Organisation
des Alltages und der Kindererziehung.
Sprachliche Barrieren und Verständigungsschwierigkeiten
trugen ihren Teil zusätzlich
dazu bei.
Eine weitere Herausforderung für uns Mitarbeiterinnen
und einige Bewohnerinnen war
die Regelung der finanziellen Situation. Immer
wieder hatten Frauen damit zu kämpfen,
dass sie für die von den Ehemännern verursachten
Schulden mitverantwortlich gemacht
wurden, oder sie sogar alleine den Schuldenberg
bewältigen mussten. Das belastete die
Frauen sehr und gestaltete obendrein auch
die Wohnungssuche schwieriger, wenn beispielsweise
die SCHUFA Auskunft negativ
ausviel.
Wie oft sich Ehemänner und Väter aus der finanziellen
Verantwortung zogen, ist auch daran
zu sehen, dass nur eine von zehn Müttern
Unterhalt vom Vater für die gemeinsamen
Kinder erhielt. Die überwiegende Mehrheit
musste Unterstützung durch die Unterhaltsvorschusskasse
beantragen.